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Daten und Methoden

Krebsinzidenz und Mortalität in der Schweiz, vorgestellt von NICER



1   Datenquelle

2   Allgemeine Methodik
2.1   Berechnung der Raten und des Konfidenzintervalle
2.2   Aufteilung in Sprachregionen

3   Inzidenzstatistiken
3.1   Registrierung der neuen Krebsfälle in der Schweiz
3.2   Qualität der Daten
3.3   Einschlusskriterien
3.4   Schätzung von Inzidenzfällen und -raten in den Sprachregionen und der gesamten Schweiz

4   Mortalitätsstatistik
4.1   Todesursachenstatistik
4.2   Einschlusskriterien
4.3   Kodierungsänderungen von 1995

5   Glossar



1   Datenquelle


2   Allgemeine Methodik


2.1   Berechnung der Raten und Konfidenzintervalle

Alle Raten werden als rohe und altersstandardisierte Raten pro 100.000 Personenjahre wiedergegeben. Für die Altersstandardisierung (direkte Methode) wurde der Europastandard verwendet (Doll & Cock, 1967). Die assoziierten 95%-Konfidenzintervalle (95% KI) wurden mithilfe der modifizierten Gamma-Methode berechnet (Fay und Feuer, 1997; Tiwari et al., 2006).


Referenzen:

Doll R, Cook P. Summarizing indices for comparison of cancer incidence data. International Journal of Cancer 15. Mai 1967 2(3):269-79.

Fay MP, Feuer EJ. Confidence intervals for directly standardized rates: a method based on the gamma distribution. Statistics in Medicine 1997, 15. April, 16(7):791-801

Tiwari RC, Clegg LX, Zou ZH. Efficient interval estimation for age-adjusted cancer rates. Statistical Methods in Medical Research 2006;15(6):547-569.


2.2   Aufteilung in die Sprachregionen

Für den Krebsatlas wurden basierend auf kantonalen Grenzen zwei Sprachregionen definiert (Deutschschweiz, Romandie und Tessin). Die Kantone Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Tessin, Wallis und Waadt bilden die Region Romandie und Tessin. Die Deutschschweiz setzt sich aus den 19 verbleibenden Kantonen zusammen. Die Einteilung auf der Sprache, die von der Mehrheit der Bevölkerung in den jeweiligen Kantonen gesprochen wird. Die Einteilung ist somit nur eine Annhäherung an die natürlichen Sprachregionen. 


3   Inzidenzstatistiken

 

3.1   Registrierung der neuen Krebsfälle in der Schweiz

Anteil der Bevölkerung, der in einem kantonalen Krebsregister erfasst ist

Zeitraum

Deutschsprachige Schweiz

Französisch- und italienischsprachige Schweiz

Schweiz gesamt

1987-1991

45.26%

66.16%

51.25%

1992-1996

46.95%

73.97%

54.79%

1997-2001

46.74%

85.72%

58.11%

2002-2006

46.80%

89.12%

59.30%

2007-2011

47.12%

100.0%

63.00%


Eine Auflistung nach Jahr und Kanton finden Sie unter http://www.nicer.org/de/daten/nicer-datenbank/.

Die kantonalen Krebsregister erfassen jedes Jahr alle neuen Krebsfälle, die in der jeweiligen Kantonsbevölkerung diagnostiziert wurden. Eine Ausnahme bildet das Register beider Basel (Basel Stadt und Basel-Landschaft), das die Inzidenzfälle der Bevölkerung des Bezirks Laufen nicht erfasst. Heute ist Bezirk Laufen einer von fünf Bezirken im Kanton Basel-Landschaft. Vor 1994 gehörte der Bezirk zum Kanton Bern. Aus diesem Grund wird die Bevölkerung dieses Bezirks für die Berechnung der kantonalen Inzidenzraten von der Kantonsbevölkerung abgezogen. Im Jahr 2010 machte die Gemeinde Laufen 6,9% der Gesamtbevölkerung des Kantons Basel-Landschaft aus.

Hinweis: Im Krebsatlas werden alle Ergebnisse in 5-Jahreszeiträumen dargestellt. Kantonale Daten werden nur für vollständig abgedeckte Zeiträume veröffentlicht (z.B. sind die Daten für Graubünden seit 1989 erhältlich. Für die Zeit von 1987-1991 werden keine Ergebnisse angegeben). Für die gesamte Schweiz und die Sprachregionen sind die jährlichen Ergebnisse als Excel-Datei unter http://www.nicer.org/de/statistiken-atlas/krebsinzidenz/ abrufbar.


3.2   Qualität der Daten

Die publizierten Trends könnten einerseits durch die stufenweise Einführung der Register beeinflusst worden sein. So wurden die Inzidenzdaten der Kantone Wallis und Graubünden erstmals 1989 erhoben, diejenigen des Kantons Glarus erstmals 1992, diejenigen des Kantons Tessin erstmals 1996, jene des Kantons Jura erstmals 2005, jene des Kantons Freiburg erstmals 2006 und jene des Kantons Luzern erstmals 2010. Für die Jahre 2010 und 2011 standen die Daten des Krebsregisters beider Basel zum Zeitpunkt der statistischen Analyse nicht zur Verfügung. Die Zusammenführung aller verfügbaren Daten trägt zur Verbesserung der Repräsentativität im Laufe der Zeit bei; die Vergleichbarkeit der Zeiträume ist dadurch leicht eingeschränkt.

Andererseits ist die gesetzliche Grundlage der Krebsregistrierung kantonal in unterschiedlichem Ausmass geregelt, was in Einzelfällen zu eingeschränktem Datenzugang führen kann.
Es ist üblich, dass im Register krebsbedingte Todesfälle systematisch mit den Neuerkrankungen abgeglichen werden, um fehlende Krebsfälle zu erfassen (DCO- und DCN-Fälle). Dennoch wurde in einigen Registern nicht für jedes Jahr ein vollständiger und systematischer Abgleich vorgenommen. Dies betrifft die folgenden Kantone/Register in den angegebenen Jahren:

Die Datenqualität eines Krebsregisters hängt unter anderem von der Vollständigkeit der erfassten Daten ab. Es handelt sich um den Anteil neuer Fälle, die in der im Register erfassten Bevölkerung aufgetreten und die auch im Register erfasst worden sind. Die Vollständigkeit sollte möglichst 100% betragen, damit die Vergleiche der Inzidenzraten (zwischen Zeiträumen oder geografischen Zonen) wirkliche Unterschiede beim Risiko, Krebs zu entwickeln, aufzeigen können. Verschiedene Indikatoren wurden vorgeschlagen, um die Vollständigkeit der Krebsregister zu prüfen. Derzeit stehen die Ergebnisse zweier Indikatorennach Krebsregister für ausgewählte Krebslokalisationen als Datei zum Download bereit:


Referenzen:

Cancer Incidence in Five Continents, Vol IX. Lyon: IARC/WHO, 2007. IARC/WHO Scientific Publications No. 160.

D. M. Parkin und F. Bray. Evaluation of data quality in the cancer registries: Principles and methods Part II. Completeness. European Journal of Cancer 2009; 45, 756-764.


3.3   Einschlusskriterien

Eingeschlossen sind alle Fälle von bösartigen Primärtumoren, mit Ausnahme von nicht-melanotischem Hautkrebs (C00-43, C45-97, ICD-10). Primärtumore werden nach den Regeln der IARC/IACR definiert (http://www.iacr.com.fr/TR42.htm).


3.4   Schätzung von Inzidenzfällen und -raten in den Sprachregionen und der gesamten Schweiz

Durch die Summierung der Fälle in den betroffenen Registern und ihren Bevölkerungen ergibt sich für jede Sprachregion (Deutschschweiz, Romandie und Tessin) eine durchschnittliche Neuerkrankungsrate. Diese Rate wird pro Altersklasse, Geschlecht und Krebslokalisation ermittelt. Unter der Annahme, dass die Daten zwischen den abgedeckten und den nicht abgedeckten geografischen Zonen homogen sind, wird diese Rate auf die gesamte Region übertragen. Die Summe der sprachregionalen Schätzungen entspricht der vom Bundesamt für Statistik und NICER veröffentlichten gesamtschweizerischen Schätzung.



4   Mortalitätsstatistik

 

4.1   Todesursachenstatistik

Die Todesursachenstatistik wird seit 1876 erstellt und liegt seit 1969 in elektronischer Form vor. Sie basiert auf den Angaben der Zivilstandsämter und der die Todesfälle meldenden Ärzte. Die Kodierung der Todesfälle sowie die Bestimmung der zugrundeliegenden Todesursache (Grundleiden) werden für die gesamte Schweiz vom BFS vorgenommen. Die zugrundeliegende Todesursache dient als Einordnungsmerkmal für die Mortalitätsstatistik.


4.2   Einschlusskriterien

Alle bösartige Krebserkrankung verursachten Todesfälle (entsprechend der Kodierung der zugrundeliegenden Todesursache durch das BFS) (C00-C97, ICD-10).


4.3   Kodierungsänderungen von 1995

Bis 1994 wurden Todesursachen entsprechend der 8. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-8) kodiert. Seit 1995 wird das Kodierungssystem gemäss 10. Revision genutzt. Ausserdem wurden die Kodierungsregeln den internationalen Standards angepasst. Vor 1995 gab es bei der Bestimmung der zugrundeliegenden Todesursache Abweichungen vom internationalen Standard, da nach nationalem Reglement gearbeitet. In der Praxis wurde „Krebs“ als Todesursache eingetragen, sobald „Tumor“ entweder als primäre (zugrundeliegende) oder assoziierte Todesursache vermerkt war (falls nicht Unfall, Vergiftung, Traumata oder Grippe als Ursache vermerkt war). Als Konsequenz sind Zeitverläufe von Sterblichkeitsraten mit Vorsicht zu interpretiert, da die Raten vor 1995 höher liegen als bei der Verwendung des internationalen Standardser Fall gewesen wäre (Lutz et al., 2004, Schmidlin et al., 2013).


Referenzen:

Manual of the Eighth Revision of the International Statistical Classification of Diseases, Injuries and Causes of Death (ICD-8). Genf. Genf, Schweiz: Weltgesundheitsorganisation, 1967.

International Statistical Classification of Diseases and Related Health problems, 10th Revision, Genf. Genf, Schweiz: Weltgesundheitsorganisation, 1992.

Von Generation zu Generation: Entwicklung der Todesursachen 1970 bis 2004. Bern, Schweiz: Schweizer Bundesamt für Statistik; 2008.

Lutz JM, Pury P, Fioretta G, Raymond L. The impact of coding process on observed cancer mortality trends in Switzerland. European journal of cancer prevention : the official journal of the European Cancer Prevention Organisation. 2004;13(1):77-81.

Schmidlin K, Clough-Gorr KM, Spoerri A, Egger M, Zwahlen M, Swiss National C. Impact of unlinked deaths and coding changes on mortality trends in the Swiss National Cohort. BMC medical informatics and decision making. 2013;13:1. Epub 2013/01/08.

 



5   Glossar

 

Altersspezifische Rate

Die altersspezifische Rate wird errechnet, indem man die Anzahl der neuen Krebsfälle oder Todesfälle durch Krebs in einer bestimmten Kategorie (normalerweise Altersgruppen in fünfjähriger Einteilung) während eines festgelegten Zeitraums durch die entsprechende Anzahl an Personenjahren der Risikogruppe in der gleichen Altersgruppe und im gleichen Zeitraum teilt. Im Fall von Krebs wird das Ergebnis normalerweise als Rate pro 100.000 Personenjahre angegeben. Die altersspezifischen Raten für die Sprachregionen und die gesamte Schweiz stehen als Excel-Datei unter folgendem Link als Download zur Verfügung (Inzidenz: http://www.nicer.org/de/statistiken-atlas/krebsinzidenz/, Mortalität: http://www.nicer.org/de/statistiken-atlas/krebsmortalitaet/).


ASR (altersstandardisierte Rate)

Die altersstandardisierte Rate (ASR) ist ein zusammenfassendes Mass für die Häufigkeit einer Krankheit, die eine Bevölkerung mit standardisierter Altersstruktur aufweisen würde. Bei dem Vergleich von Bevölkerungen mit unterschiedlicher Altersstruktur ist Standardisierung nötig, da das Alter signifikanten Einfluss auf das Krebsrisiko hat. Die ASR ist ein gewichtetes Mittel der altersspezifischen Raten. Die Gewichtung basiert auf der Bevölkerungsverteilung in einer durchschnittlichen Bevölkerung. Eine häufig genutzte Standardbevölkerung ist die Europäische Standardbevölkerung. Die darauf basierende Inzidenz- oder Mortalitätsrate wird altersstandardisierte Inzidenz- oder Mortalitätsrate (nach europäischem Standard) genannt. Sie wird ebenfalls in 100.000 Personenjahren gemessen. Der europäische Standard wird in den Diagrammen und Tabellen von InstantAtlas verwendet.

Altersverteilung in der Europäischen Standardbevölkerung (Doll & Cock, 1967)

Altersgruppe

Europäische Standardbevölkerung

0-4

8,000

5-9

7,000

10-14

7,000

15-19

7,000

20-24

7,000

25-29

7,000

30-34

7,000

35-39

7,000

40-44

7,000

45-49

7,000

50-54

7,000

55-59

6,000

60-64

5,000

65-69

4,000

70-74

3,000

75-79

2,000

80-84

1,000

85+

1,000

Gesamt

100,000


Referenzen:

Doll R, Cook P. Summarizing indices for comparison of cancer incidence data. International Journal of Cancer 15. Mai 1967 2(3):269-79.


Rohe Rate

Eine rohe (unangepasste) Rate wird berechnet, indem man die Anzahl der neuen Krebserkrankungen oder Todesfälle durch Krebs während einer festgelegten Zeitspanne durch die entsprechende Anzahl von Personenjahren in der Risikogruppe teilt. Im Fall von Krebs wird das Ergebnis normalerweise als Rate pro 100.000 Personenjahre angegeben.


DCO-Fall (Death Certificate Only)

Ein berichtspflichtige Krebsfall, der jedoch erst durch den Abgleich von Sterbedaten mit den registrierten Krebsfällen des Krebsregister verzeichnet wurde. Die Sterbeurkunde ist hierbei die einzige Informationsquelle. Auch durch aktive Nachforschungen (Trace-Back) konnten keine anderen Dokumente zur Bestätigung oder zeitlichen Einordnung der Diagnose gefunden werden.


DCN-Fall (Death Certificate Notification)

Es handelt sich hierbei um einen berichtspflichtigen Fall, der jedoch erst durch den Abgleich von Sterbedaten mit dem Krebsregister verzeichnet wurde. Durch aktive Nachforschungen (Trace-Back) konnte die Diagnose durch Angaben eines Mediziners bestätigt und zeitlich eingeordnet werden.


Inzidenz

Inzidenz ist die Anzahl von Neuerkrankungen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe in einer bestimmten Zeitspanne. Diese Information kann nur durch populationsbasierte Krebsregister erhoben werden. Sie kann als absolute Zahl pro Jahr oder als Rate pro 100.00 Personen pro Jahr angegeben werden.


Mortalität

Mortalität ist die Anzahl der Todesfälle, die in einer festgelegten Bevölkerungsgruppe während einer bestimmten Zeit eintreten. Sie kann als absolute Zahl pro Jahr oder als Rate pro 100.000 Einwohner pro Jahr angegeben werden.


Risikobevölkerung

Die Risikobevölkerung ist die Bevölkerungsgruppe, die an einer bestimmten Krebsart erkranken könnte. Angegeben wird sie in Personenjahren. Die Risikobevölkerung ist der „Nenner“ zur Berechnung der Rate. Üblicherweise werden halbjährige Bevölkerungsschätzungen genutzt, um die Inzidenz- und Mortalitätsraten zu errechnen.


Trace-Back

Unter Trace-Back versteht man die aktive Suche nach zusätzlichen Informationen zu potentiellen Krebsinzidenzen bei Quellen wie Krankenhäusern, meldenden Ärzten, Altersheimen und anderem medizinischen Personal oder Einrichtungen.


Zugrundeliegende Todesursache

Die zugrundeliegende Todesursache bezieht sich auf die Krankheit oder Verletzung, die den Ablauf der direkt zum Tode führenden Ereignisse auslöste, oder die Umstände (z.B. eines Unfalls oder Gewalt), die zu der Verletzung führten. Die zugrundeliegende Todesursache dient als Einordnungsmerkmal für die Mortalitätsstatistik.

 

 

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